In der Wilhelm und Helene Kaisen gewidmeten Dokumentationsstätte können verschiedene Gebäude besichtigt werden: das ehemalige Wohnhaus der Familie, die Scheune und das Gewächshaus. Gebäude und Gartenanlagen waren als Teile der Siedlerstelle Wohnort und landwirtschaftliches Anwesen zugleich. Hier verbrachte die Familie Kaisen den Großteil ihres Lebens.
Wilhelm Kaisen hatte die Siedlerstelle 1933 erworben, nachdem er durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten von seinem Amt zurückgetreten und aus der Untersuchungshaft entlassen war. In Eigenarbeit baute er ein bescheidenes Siedlungshaus, bestellte seinen Acker, versorgte sein Vieh – und behielt diese Lebensweise auch nach 1945 als Bürgermeister und Präsident des Senats bei. Dem familiären Erbe verpflichtet, beschlossen seine Nachfahren das gesamte Gelände für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Scheune
Die Anlage einer Scheune geht zurück in die 1930er Jahre. 1959 ließ Kaisen dann den ehemaligen Heuspeicher zur Viehscheune in seiner heutigen Form vergrößern. 2001 erfolgte der Umbau zur Dokumentationsstätte. Eine Dauerausstellung befasst sich heute mit dem Leben und politischen Wirken Wilhelm Kaisens, besonders beim Wiederaufbau Bremens nach dem Zweiten Weltkrieg. Zentrales Exponat ist der Original-Schreibtisch, an dem Wilhelm Kaisen von 1945 bis 1965 als Präsident des Senats und Bürgermeister im Bremer Rathaus gearbeitet hat. Ein Dokumentarfilm zeigt seltene Bild- und Tonaufnahmen. Dem Leben und der Leistung Helene Kaisens ist ein eigener Raum gewidmet.
Wohnhaus
Das Wohnhaus von Wilhelm und Helene Kaisen entstand 1933 als Teil eines genossenschaftlichen Bauvorhabens des „Siedlungsvereins Katrepel“. Zum Wohnhaus gehörten ca. 16 Morgen Garten- und Weideland. Hier lebte Familie Kaisen bis Ende der 1950er Jahre mit dem Vieh unter einem Dach. In der Nachkriegszeit machten sich viele Menschen in Not auf, um beim Bürgermeister persönlich um Hilfe zu bitten. Das sprichwörtliche „Ik gah nah Kaisen“ ist in Bremen ebenso unvergessen wie der Besuch des Bundespräsidenten Theodor Heuss 1952 auf der Siedlerstelle. Heute stehen die ehemaligen Privaträume der Familie Kaisen Besuchern und Besucherinnen wieder offen und geben einen Eindruck vom einfachen und entbehrungsreichen Leben ihrer Zeit.
Gewächshaus
Das Gewächshaus ist das jüngste Gebäude auf der Siedlerstelle. Es wurde Wilhelm Kaisen 1965 nach seinem Ausscheiden aus dem Senat von den städtischen Gesellschaften Stadtwerke, Straßenbahn und Bremer Lagerhaus geschenkt – zum Dank für die gute Zusammenarbeit zwischen Senat und der Wirtschaft sowie zur Anerkennung von Kaisens erfolgreichem Politikmodell des „Bündnisses von Arbeitern und Kaufmannschaft“. Nach Überlieferung der Familie pflanzte Wilhelm Kaisen hier für seinen im Weltkrieg gefallenen Sohn Niels zwei Rebstöcke, die bis heute tragen. Sie werden seit 2010 vom Weinkonvent zur Rose gepflegt, geerntet und die Trauben zu Wein gekeltert. So entsteht jährlich ein neuer Jahrgang Kaisen-Wein.