Das mir liebste Zimmer im Kaisenhaus ist die Bibliothek, wenn die warme Nachmittagssonne unter die schräge Zimmerdecke und zwischen die dunklen Bücherwände scheint.
Hier saßen die Kaisenkinder bei ihrem Großvater Anton Schweida, der dort anfänglich seine Schlafcouch hatte, und den Enkelkindern aus den Märchenbüchern vorlas.
Mitten in der Bibliothek liegt auf dem Tisch der dicke Andrees Weltatlas aus dem Jahre 1881. Aufgeschlagen gingen die Kinder mit dem Opa mit Hilfe ihrer Finger auf Reisen, die Weser herunter und durch den Ärmelkanal ins ferne, dunkle Afrika. Was für ein Abenteuer! Fernsehen und Internet gab es ja noch nicht.
Links vom Eingang (auf dem Foto rechts) stehen die Sozialisten: Marx, Engels, Kautsky, Bebel und nicht zu vergessen: Rosa Luxemburg.
Ich denke mich in die Zeit zurück, als Wilhelm und Helene Kaisen die Bände erwarben und wie einen Schatz hüteten, der ihnen zeit ihres Lebens so wichtig war.
Vor dem Fenster stand Helenes Sekretär, der sich jetzt in der Scheune befindet.
Hier brachten Wilhelm und Helene ihre Gedanken zu Papier. Hier entstand ihre umfangreiche Korrespondenz.
1977 habe ich Wilhelm Kaisen in seiner Bibliothek getroffen und wir besprachen damals eine Dokumentation, die anlässlich seines 90. Geburtstags erscheinen sollte.
Ich bin gerne in diesem Zimmer, das mir so viele Geschichten erzählt und die Erinnerung an meine eine, aber auch einzige Begegnung mit Wilhelm Kaisen birgt.
Dr. Hartmut Müller ist seit Stiftungsgründung im Vorstand der Wilhelm und Helene Kaisen-Stiftung tätig, mittlerweile im Beirat. Er führt Gruppen durch die Dokumentationsstätte und betreute unter anderem die Verzeichnung des historischen Buchbestands von Wilhelm und Helene Kaisen.
In dieser Reihe stellen Ihnen unsere Teammitglieder ihre persönlichen Lieblingsobjekte oder Räume in der Kaisen-Dokumentationsstätte vor. Wenn Sie Interesse an der Mitarbeit haben, melden Sie sich gerne in unserer Geschäftsstelle. Wir freuen uns über Verstärkung!